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12 Jahre Dokumentarfilm
Zurzeit sehr gefragt seien bei Streaming-Diensten Katastrophenfilme und Komödien. Letzteres ist genau das Metier der preisgekrönten Frankfurter Filmemacherin Annette Ernst. Sie erhielt für ihren Fernsehfilm “Kiss and Run” (2001) zusammen mit den Hauptdarstellern Maggie Peren und Ken Duken den Adolf-Grimme-Preis und wurde für den Streifen “Mein erster Freund, Mutter und ich” aus dem Jahr 2003 für den Adolf-Grimme-Preis nominiert. Ihr Serie “Deutsch-Les-Lande” mit Christoph Maria Herbst, Sylvie Testud, Rufus Beck und Anna Thalbach, die sie für Amazon France und die Telekom machte, läuft bestens. Die 53-Jährige reitet auf der Welle des Erfolgs. Und so soll es bleiben, trotz Corona-Krise.
Weil sie im vergangenen Jahr so viel gearbeitet hatte und so viel unterwegs war, hatte sich Annette Ernst, die mit dem Grünen-Politiker Sebastian Popp liiert ist, sowieso vorgenommen, das Frühjahr in der Mainmetropole zu verbringen. “Ich habe alles, was Anfang des Jahres reinkam, abgesagt. 2020 sollte das Jahr der Fertigstellung der Langzeitdokumentation ,Nicht von schlechten Eltern’ werden”, so Annette Ernst. Darin geht es um zwei lesbische Mütter und ihre Kinder. Seit gut zehn Jahren begleitet sie die Familie. “Aber es fehlt noch Geld für die Schlussfinanzierung – dabei hatte alles so gut angefangen. Doch dann kam die Pandemie.” Es soll einen Kinofilm sowie ein Internetformat geben. Momentan laufen Gespräche – auch mit Streamingdiensten.
Das Jahr 2019 hatte es für Annette Ernst in sich. “Im vergangenen Jahr habe ich die meisten Filmminuten meines Lebens produziert.” Im Allgäu drehte sie zwei 90-Minüter für die ARD, für die Alpensaga-Reihe “Daheim in den Bergen”. “Es waren 44 Drehtage.” Sie springe zwar ungern “auf etwas auf, das es schon gibt”, doch in diesem Fall machte sie eine Ausnahme. Und das gleich aus mehreren Gründen. Zum einen war da eine atemberaubende Alm. “Wegen dieses Motivs habe ich zugesagt.” Zum anderen weil ihre Mutter aus dem Allgäu kommt und sie so den Wurzeln ihrer Mutter, die im vergangenen Jahr gestorben ist, sehr nah sein konnte. “Das war für mich ein Geschenk.” Annette Ernst konnte dort auch viel Zeit mit der Familie mütterlicherseits verbringen. “Demnächst ist die Mischung des Films angesagt und das wird eine ganz außergewöhnliche Situation werden, weil wir das per Telefon machen.” Außergewöhnliche Zeiten verlangen nach ungewöhnlichen Antworten.
Zu sehen ist eine Folge an ihrem Geburtstag, dem 26. Juni. “Es war die schönste Zusammenarbeit mit Schauspielern, die ich je hatte”, gerät die erfahrene Filmemacherin ins Schwärmen über Mimen wie Matthi Faust, Theresa Scholze, Christoph M. Ohrt, Catherine Bode, Heike Trinker, Thomas Unger und Moritz Bäckerling. “Der Produzent sagte, er wolle mich wegen meiner Drama-Qualitäten haben – dabei habe ich erst ein Drama gemacht. Damals 2008, hier in Frankfurt mit Lisa Martinek ,Für meine Kinder tue ich alles'”, staunt Annette Ernst immer noch.
Zurzeit sitzt sie an einem Projekt mit den französischen Autoren Franck Magnier und Alexandre Charlot, die den Erfolgsstreifens “Willkommen bei den Sch’tis” schrieben. Außerdem freut sie sich besonders darüber, “dass ich nach der Berlinale ein Angebot erhielt, einen Film zu drehen, der auf Mauritius spielt. Wenn das kommt, kann ich das nicht absagen. Aber jetzt ist es erstmal verschoben worden.” Sie nimmt es sportlich. “Ich versuche in dieser Zeit jeden Tag etwas zu finden, das ich in ,normalen’ Zeiten nicht tue.” Die Krise sei ein “Weckruf” und “eine Vorwegnahme der Folgen der Klimakrise. Und zeigt uns, dass es Grenzen gibt”.es
Quellenangabe: Frankfurter Neue Presse vom 02.04.2020, Seite 9
J. Stäblein (Kamera), Theresa Scholze, Judith Toth, Thomas Unger, Nadja Sabersky, Moritz Bäckerling, Christoph M. Ohrt, Catherine Bode, myself, Matti Faust, Heike Trinker
Julia Peters und Jutta Feit, engagierte Verleiherinnen von JIP Film. Foto: Heiko Arendt.
v.l.n.r. – Thierry Rèmi, Jasmin Schwiers, (me), Sophie Mounicot, Denis Dercourt, Marie-Anne Chazel, Philippe Lelièvre, Steve Windolf
Roxanne Duran